Handicap? – von wegen…
Unsere 10.-Klässler staunten nicht schlecht, als Projektleiterin Dagmar van Hinte, einst Weltmeisterin im Rollstuhlbasketball mit der holländischen Nationalmannschaft und aktuell aktive Spielerin des Bayreuther Bundesligateams, mit ihrem Rollstuhl durch die JKR-Halle fegte. Zur Gewöhnung an ihr Rollstuhlvehikel hatten die Jungs von der 10a von ihr zunächst den Auftrag erhalten, einen ihrer Mitschüler im Rollstuhl sitzend so „einzusperren“, dass er nicht mehr weiterfahren konnte. Elf gegen eins – viele Jäger sind bekanntlich des Hasen Tod. Spätestens nach 20 Sekunden war der Job erledigt. Nun sollten sie Dagmar fangen. Ihre flinken Richtungsänderungen, die rasante Beschleunigung mit fiesem Tempowechsel und das noch etwas träge Rollstuhl-Handling der Schüler machten dieses Unterfangen für sie zu einer unlösbaren Mission. Wieder elf gegen eins – wieder absolut null Chance – allerdings für die ELF!
Schnell begriffen die Schüler, dass diese Sportart mehr als nur Ballgefühl und ein bisschen Bewegungstalent braucht. Gemeinsam mit ihrem „Chef“ Sebastian Gillsch, ein leidenschaftlicher Basketballcoach bzw. -spieler und vor etwa 15 Jahren selbst Schüler an der JKR, betreut Dagmar seit ein paar Jahren ein spannendes Schulprojekt, bei dem jungen Menschen schnell klar wird, wie Inklusion, Breiten- und Spitzensport zu einer unglaublich interessanten Mischung werden kann. Mit zwölf Rollstühlen im Gepäck können die Jugendlichen hier nicht nur theoretisch, sondern vor allem praktisch erleben, wie es sich anfühlt, in einem Rollstuhl zu sitzen.
Zurück zur JKR. Nach der Aufwärmphase ging´s ans Eingemachte. Die Kunst während des Steuerns auch noch einen Ball aufzuheben bzw. in der Hand zu halten, auf Mitspieler und Gegner zu achten und das Spielgerät im Sitzen letztendlich in den Korb zu befördern, stellte die abschließende Herausforderung dar. Sogar die geübteren Basketballer unter den Schülern hatten anfangs ihre liebe Mühe, steigerten aber relativ zügig ihre Routine im Umgang mit dem Rollstuhl, der bis zu 10000 Euro pro Exemplar kosten kann. So entstand zum Ende der 90-minütigen Einheit ein recht ansehnliches Rollstuhlbasketballspiel, bei dem die Jugendlichen jede Menge Spaß hatten und auch Leidenschaft versprühten.
Am Ende konnte man in viele glückliche Gesichter schauen. Auch die Projektleitung zeigte sich von der Einsatzbereitschaft unserer Schüler sehr angetan. Wir hoffen, dass wir auch in Zukunft die Chance bekommen werden, dass uns die beiden Bayreuther Rollstuhlprofis Dagmar van Hinte und Sebastian Gillsch diesen höchstspannenden und unglaublich vielseitigen Sport näherbringen werden. Denn am Ende stand für die jungen Erwachsenen die Erkenntnis fest, dass ein Leben im Rollstuhl bei entsprechendem Angebot auch in leistungssportlicher Hinsicht mehr als möglich ist. Gelebte Inklusion. Danke Dagmar, danke Sebastian!
Rainer Czeguhn


