Schüleraustausch England 2024
Freitag
08.00 Uhr. Alle da, alle mit Reisepass. Super, es kann losgehen. Zug fährt pünktlich ab, was will man mehr?
HBF Nürnberg. Durchsage. „Aufgrund von $&“SD)“$“§“!= fährt der ICE 722 heute nur bis Frankfurt Hauptbahnhof. Über weitere Anschlusszüge informieren wir sie während der Fahrt.“ Naja, macht nichts, wir haben ja über zwei Stunden Puffer eingeplant.
HBF Frankfurt. Ersatzzug fährt ein. Der wohl kürzeste ICE, den die DB zu bieten hat. 1437 Personen versuchen sich (teilweise erfolglos) in den Zug zu quetschen. Wir 22 schaffen es. Hurra! Schaffner: “So fahr ich nicht ab. Der Zug ist zu voll. Es müssen Personen aussteigen.“ Keiner bewegt sich. Geht auch nicht, es ist zu voll. Nach kurzer Diskussion und dem Tipp einer Mitreisenden steigen wir aus. Wir wollen die S-Bahn zum Flughafen nehmen, die im Untergeschoss abfährt. Es stellt sich heraus, dass sich in einen Zug zu quetschen schwer, sich aber wieder heraus zu kämpfen deutlich schwieriger ist. Kopf einziehen. Ellbogen ausfahren. Geschafft. Sprint zur S-Bahn. Angekommen. Wieder geschafft. Super. Wir müssen British Airways Bescheid geben, dass wir kommen! Telefonnummer 1 – kein Anschluss unter dieser Nummer. Telefonnummer 2 – falsche Nummer. Telefonnummer 3 – kein Anschluss unter dieser Nummer. Telefonnummer 4 – kein Anschluss unter dieser Nummer. Egal. Wir sind eine große Gruppe. Die warten auf uns. Und wir haben eh noch über eine Stunde. Ankunft am Flughafen. Bus zu Terminal 2 zu voll. „Tut mir leid, der nächste Bus kommt aber gleich“. Ankunft am Terminal zwei, 55 Minuten vor Boarding. Check-In-Schalter von BA ist verwaist. Sprint zur Info – Telefonat mit BA am Gate: „Die sind jetzt da, ihr müsst den Check-In noch einmal aufmachen!“. – „Nein. Wir haben unsere Richtlinien.“ Jetzt bekommen wir zumindest die fünfte Telefonnummer von BA, dieses Mal mit englischer Vorwahl. Es klingelt, jemand hebt ab. Nach einigem Hin und Her und zahllosen Schweißperlen kommt die Nachricht. „Don’t worry. We could get you on the next flight to London at 7pm”. Entspannung setzt ein. Warten auf das Boarding mit Uno, Süßigkeiten und einem herrlichen Sonnenuntergang.
Ankunft in London. Der Austausch beginnt. Endlich!
Samstag und Sonntag
Fish&Chips, Westfield Einkaufszentrum, Oxford, Arbeit für das gemeinsame Projekt, Earl Grey, Kino, gemeinsames Kochen, Pub.
Der Freitag verblasst. Es fühlt sich gut an.
Montag
Wir treffen uns an der Schule und fahren mit der Tube bis Lancaster Gate, um von dort aus durch den Hyde Park zum Buckingham Palace und dem wie immer überfüllten Changing of the Guards zu laufen. Von dort aus geht es über The Mall zum Trafalgar Square und Covent Garden. Freizeit für die Mädels und Jungs. Jetzt sind wir endgültig in der englischen Hauptstadt angekommen. Es macht Spaß. Von Covent Garden aus geht es mit der Tube zurück zur Schule und anschließend heim in die Gastfamilien.
Dienstag
Schule. Tube. Science Museum. Hier gibt es viel zu sehen und die eingeplanten zwei Stunden vergehen wie im Flug. Tube. Westminster. Selfie-Time mit Big Ben und dem London Eye. Anschließend geht es mit dem Boot bis zur Tower Bridge. Erneut: Selfie-Time! Tube. Schule. Gastfamilie.
Mittwoch
Heute gehen wir in die Schule. Nach dem Line-up im Pausenhof geht es zu year 9 Assembly (mit den Austauschschülern). Anschließend dürfen wir an einem Amazon Workshop und einem Robotics Workshop teilnehmen. Danach stehen drei Unterrichtsstunden auf dem Plan, bevor es dann in die verdiente lunch break geht. Um auch in diesem Jahr eine finanzielle Förderung zu bekommen, findet am Nachmittag unser Workshop statt. Abends treffen wir uns alle zum gemeinsamen Abendessen. Tube. Gastfamilie.
Donnerstag
Schule. Tube. Tower of London. Geführt von einer Art Schnitzeljagd erkunden wir den Tower und seine Geschichte. Noch tief beeindruckt von so vielen Ausstellungsstücken, alten Gemäuern und gruseligen Geschichten laufen wir über die Tower Bridge zum Borough Market. Erdbeeren!! Jeder will Erdbeeren. Aber auch die vielen anderen Köstlichkeiten werden probiert. Es macht allen große Freude, durch die volle und wuselige Markthalle zu laufen. Tube. Schule. Gastfamilie.
Freitag
Heimreise. Abschied an der U-Bahnstation Ealing Broadway. Ganz entspannt warten wir auf die Elizabeth Line, die uns zum Flughafen Heathrow bringen soll. Dort angekommen erwartet uns bereits eine freundliche Mitarbeiterin von British Airways, um uns unsere Gruppentickets auszuhändigen. Einchecken. Sicherheitskontrolle. Warten am Gate. Boarding. Flugzeug rollt zur Startbahn. Besser könnte es nicht laufen. Aber wir starten nicht. Es beginnt das Warten – schier endlose Minuten verbringen wir auf dem Rollfeld. Plötzlich eine Durchsage. Ein Passagier hat sich am Kopf verletzt. Da ein Notarzt und Sanitäter an Bord kommen müssen, fährt das Flugzeug zurück zum Gate. Warten. 30 Minuten. Eine Stunde. Weitere 30 Minuten. Das Bangen beginnt. Erreichen wir den Zug in Frankfurt? Weitere 30 Minuten. Mittlerweile wurde die Crew getauscht und das Flugzeug nachgetankt. Durchsage: „Voraussichtlicher Start in 25 Minuten.“ Das kann nicht funktionieren. Unser Zeitpuffer von über 2 Stunden ist geschmolzen wie Eis in der Sahara. Ankunft in Frankfurt um 16:35 Uhr. Welch eine Ironie. Das ist exakt die Abfahrtszeit unseres Zugs nach Nürnberg. Aber auf die deutsche Bahn ist Verlass. Der Zug hat Verspätung und fährt heute erst um 17:11 Uhr ab. Das könnte klappen. Die Türen des Flugzeugs gehen auf. Im Zeitlupentempo schieben sich die Passagiere durch die Jetbridge zur Passkontrolle. Wir sind superschnell. Alle meistern die automatische Passkontrolle in nur wenigen Minuten. Wir liegen optimal in der Zeit. „Gepäckband 45. Schnell! Wir können es noch schaffen!“ Die Koffer rollen an. Erster. Zweiter. Dritter. Nach und nach stehen alle wieder in den Startlöchern für unseren finalen Sprint zum Zug. Stillstand. Nichts geht mehr. Der Gepäckbanddrache spuckt keinen weiteren Koffer aus. Die Uhr tickt. Noch ist es möglich. Warten. Geduldig bleiben. Es geht immer noch nichts. Die Uhr tickt weiter. Irgendwann kommt die Erkenntnis, dass jede Hoffnung vergebens war. Der Zug ist weg. Auf zum DB Reisezentrum. Aufgrund der Verspätung können wir kostenfrei umbuchen. Puhh, Glück gehabt. Um 17:30 fährt ein S-ICE nach Nürnberg. Den kriegen wir noch. Und tatsächlich. Wir sitzen alle im Zug. Im Ruheabteil. Geplante Ankunft des Zugs in Nürnberg ist 19:36 Uhr, Gleis 9. Unser Anschlusszug geht um 19:37 Uhr von Gleis 21. Das wird knapp. Der Zugführer gibt Gas. Die Ankunftszeit ändert sich. 19:35 Uhr. 19:33 Uhr. 19:31 Uhr. Jetzt schaffen wir es locker! Plötzlich bleibt der Zug in der Dunkelheit der Würzburger Weinberge stehen. 19:34 Uhr. 19:36 Uhr. Kurz vor Ankunft in Nürnberg schmieden wir den Plan: Alle positionieren sich vor der Tür. Hand am Koffergriff. Wir springen aus dem Zug und sprinten zu Gleis 21. Schon auf der Treppe sehen wir den Schaffner. Wir haben es tatsächlich geschafft. Um 20:31 Uhr kommen wir in Bayreuth an.
Eine Woche kann so schnell vergehen. Mit unendlichen vielen Eindrücken entlassen wir alle in die wohlverdienten Faschingsferien. Eine Truppe, die nicht besser hätte sein können. Freundlich, aufgeschlossen, mutig, kontaktfreudig und vor allem absolut verlässlich. Ausnahmslos!
Dominic Herzog